Ein halbes Jahrhundert Feuer und Flamme: Sepp zieht Bilanz

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Leister Einblick21. Mai 2024
Josef Kathriner, genannt Sepp oder Trini, ist seit 50 Jahren Schweisser bei Leister. Seit Ende April 2024 ist er im wohlverdienten Ruhestand. Wie er seine lange Zeit bei Leister erlebt hat, lesen Sie im Interview.

Interview: Anja Wieder, Corporate Communications Manager, Leister Technologies AG

Wie bist Du vor 50 Jahren zu Leister gekommen?

Als ich bei Leister angefangen habe, war ich 15 Jahre alt. Ein Nachbar hatte mir den Tipp gegeben, dass Leister noch Leute sucht. Das war 1974, kurz nach meinem Schulabschluss. Ich weiss noch genau, dass ich damals um 7.15 Uhr in Kägiswil startete. Wir waren insgesamt 60 Leute. Los ging es mit Stanz- und Bohrarbeiten für die ersten Heissluftgeräte. Auch das Polieren von Heizelementrohren gehörte zu meinen Tätigkeiten, da gab es immer schwarze Hände. Das Schweissen kam erst später dazu.

Du hast das Schweissen also von der Pike auf gelernt?

Ja, meinen ersten Schweisskurs ”Autogenschweissen” habe ich mit einem Arbeitskollegen in Kriens besucht und Anfang der 80er Jahre folgte ein dreiwöchiger Kurs ”Elektrisch Schweissen” in Basel. Mit diesen Erfahrungen im Rucksack konnte ich mit dem Schweissen loslegen. In Kägiswil haben wir zuerst Rohrgestelle zum Lagern zusammengeschweisst.

Was waren Deine täglichen Aufgaben?

Heute ist es hauptsächlich das Plasmaschweissen (Handschweissen). Es sind immer unterschiedliche Aufträge und Arbeiten, wie zum Beispiel das Schweissen von Heissluftdüsen und Brennrohren. Bei einigen Arbeiten braucht es das richtige Feingefühl und ein gutes Auge.

Und was gefiel Dir an Deiner Arbeit als Schweisser?

Es ist immer abwechslungsreich und nie langweilig. Vor allem unsere Produkte sind sehr vielfältig. Und der Zusammenhalt unter den Arbeitskollegen ist sehr gut. Stolz bin ich auch, dass ich meine langjährige Erfahrung schon an viele neue Mitarbeitende weitergeben konnte.

Was hat sich in den letzten 50 Jahren bei Leister verändert?

Die grösste Veränderung in meinem Berufsleben war der Standortwechsel nach Sarnen im Jahr 2018. Insgesamt war ich 44 Jahre in Kägiswil. Hier in Sarnen ist es nun alles etwas grösser und moderner. Und das Spannende ist, dass es immer wieder neue Produkte gibt.

Hast Du denn auch ein Lieblingsprodukt?

Nicht wirklich ein Lieblingsprodukt. Was mich immer fasziniert hat, war beim Bau von Prototypen dabei zu sein. Da weiss man, dass man einen kleinen Teil dazu beigetragen hat, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen.

Und wenn du auf die letzten Jahre zurückblickst, würdest du alles wieder genauso machen?

Ja, ich würde in den 50 Jahren alles nochmal gleich machen. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Arbeitsleben. Mein Erfolgsrezept bei Leister lautet: "Schaffen, schaffen, schaffen". Ich hatte nie den Wunsch, die Arbeitsstelle zu wechseln. Ich wollte immer bei Leister bleiben. Aber ewig bleiben kann man eben auch nicht, irgendwann kommt dann die Pensionierung. (lacht)

Dieses Foto ist 36 Jahre alt. Im Jahr 1988 wurde es aufgenommen und in der Mitte hinter der jungen Frau steht Josef Kathriner in den Produktionsräumen von Leister in Kägiswil.

Was ist Dir aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?

Zu Beginn meiner Tätigkeit bei Leister gehörte es zu meinen täglichen Aufgaben, das Znüni zu holen. Wir hatten extra eine Kiste mit Deckel angefertigt, die hinten auf mein Töffli passte. Dann habe ich die Arbeitskollegen gefragt, was sie wollen, egal ob Cervelat oder Schogistängeli, und fuhr los. Lustig war auch, dass in den 80er-Jahren einmal sieben Josef's gleichzeitig bei Leister arbeiteten. Aber zum Glück hatte ich ja meinen Spitznamen.

Am 25. April 2024 war Dein letzter Arbeitstag. Bist du mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Ruhestand gegangen?

Ja, das ist schon so – da war Freude und auch ein wenig Wehmut dabei. Denn wenn man so viele Jahre immer 100 Prozent gearbeitet hat, ist es vermutlich nicht so einfach, plötzlich so viel mehr Zeit zu haben. Natürlich freue ich mich, dass ich jetzt unter der Woche auch mal ausschlafen kann. Ob meine innere Uhr, die mich immer pünktlich um 5.00 Uhr weckt, da mitspielt, weiss ich noch nicht. Aber ich weiss zumindest, dass ich mich dann immer noch mal im Bett umdrehen kann. (lacht)

Das klingt danach, als hast Du auch im Ruhestand noch einiges vor?

Eigentlich lasse ich es einfach auf mich zukommen. Meine Frau und ich werden es sehr geniessen, wenn wir im Spätsommer einfach mal so nach Italien fahren können, weil wir dort Verwandte haben. Und dann sind da noch unsere drei Enkelkinder.

Hast Du ein Hobby?

Ja, das habe ich schon seit ein paar Jahren und es besteht aus ca. 30 Maschinen, die bei mir zu Hause in der Hobbywerkstatt stehen. Das sind selbst zusammengeschweisste Werkzeugmaschinen, wie die ”Sepp”-Bohrmaschine, diverse Schleifmaschinen und auch Fräsen. Ein Hobby, dem ich auf jeden Fall treu bleibe.

Eine letzte Frage. Was wirst Du am meisten vermissen?

Meine langjährigen Weggefährten. Also Arbeitskollegen, die auch schon sehr lange dabei sind und mit denen ich immer sehr gerne zusammengearbeitet habe. Aber wir werden uns sicher auch mal in der Freizeit wiedersehen.

Lieber Sepp, wir danken Dir für das angenehme Gespräch und wünschen Dir für Deinen Ruhestand alles Gute und viel Freude mit Deiner neu gewonnenen Zeit. Wir werden Dich und Deine wertvolle Arbeit vermissen.